Unzählige Flüsse
habe ich
überquert.
Bei jeder Überquerung
gab es einen Abschied.
Und bei jedem Abschied habe ich meine Schätze
einen nach dem anderen abgestreift.
Zum Durchschwimmen der Flüsse
entledigte ich mich meiner Kleidung.
Um auf den Flößen treiben zu können,
gab ich meine Edelsteine ab.
Das Übersetzen mit den Fähren
bezahlte ich mit meinen letzten Münzen.
Unzählige Berge habe
ich
überquert.
Bei jeder Überquerung
gab es einen Abschied.
Und bei jedem Abschied habe ich meine Schätze
einen nach dem anderen abgestreift.
Am Abgrund hängend löste ich mich vom Leid,
den Steilhang erklimmend trennte ich mich von der Freude.
Beim Überqueren der letzten Bergpässe
habe ich schließlich
sogar die Sehnsucht nach dir aufgegeben.
Nachdem ich all diese Berge
und Flüsse
überquert habe,
ist mir nichts mehr geblieben,
was ich dir darbringen könnte.
Da ich völlig leer bin,
bin ich nun auch nicht mehr ich.
So vermag ich nur noch
als vollkommene Leere,
als ein Nichts
vor dich zu treten.
Mögest du dich
dieses leeren Wesens
annehmen!
Morgens zwitschern Bergvögel
am Fenster,
abends keckern Füchse im Wald.
Der Schneesturm flaut ab,
ich höre durch die Nacht das Mondlicht sich häufen.
Eingeschlafen ist der sorglose Berggreis,
voll Kummer aber ist der Wanderer.
Vor bedrückender Einsamkeit fliehend,
will ich sacht den Garten betreten,
da trifft ein Schlag meine Stirn:
ein Kiefernzweig, brechend unter dem schweren Schnee.
In uralter Zeit war der
Tempel Kuryongsa am Berg Chiaksan ein mächtiges Heiligtum mit einer
Mönchsgemeinde, die mehrere tausend Angehörige zählte. Einmal,
während der Andacht, fehlte ein betagter Priester. Die Gemeinde nahm an,
er habe sich zur Meditation in die Hütte auf dem Berg hinter dem Tempel
zurückgezogen. Ein Jahr später verließ eines Tages ein weiterer
altehrwürdiger Zen-Priester in Vorausahnung seines nahen Todes unbemerkt
von der Mönchsgemeinde den Tempel, um in der Einsamkeit allein vom Leben
Abschied zu nehmen.
Mit einer Gebetsschnur aus Yulmu um den Hals stieg ich auf jenen Berg. Verfallen
war die Hütte, und nirgends eine Spur von den Priestern. Nur einige Yulmu-Bäume
standen in voller Blüte. Ach, hier waren sie gewesen, die Ehrwürdigen,
die vor mir verschieden! Auch sie hatten unter diesen Blüten gesessen.
Und unter Fasten traten sie, mit der Yulmu-Gebetsschnur betend, ins Nirwana
ein.
Die Yulmu-Blüten hinter dem Tempel Kuryongsa sind noch heute der Stolz
dieses Tempels.
Und wortlos deutet der Abt in den leeren Himmel.