SAGA Jun'ichi (Hrsg.)Von Stroh und Seide.Erinnerungen aus Japans Provinz nach der JahrhundertwendeMit 87 Illustrationen
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In diesem Buch sind 58 Erzählungen gesammelt, in denen sich die älteren Bewohner einer japanischen Kleinstadt an ihre Jugend zu Beginn dieses Jahrhunderts erinnern. Bauern und Fischer, Kaufleute und Handwerker kommen ebenso zu Wort wie Geisha und Yakuza und berichten offen aus ihrem Leben.
Einige Erzähler haben ein spürbares Vergnügen, wenn sie zum Beispiel geizige Ladeninhaber, eitle Gutsverwalter oder schlaue Hühnerhändler beschreiben. Solche unterhaltsamen Anekdoten wechseln mit spannenden Abenteuern und nüchternen Berichten aus dem Arbeits- und Alltagsleben. Die unterschiedlichen Texte ergänzen sich zu einem farbigen Bild des ländlichen Japan wenige Jahrzehnte nach der Öffnung des Landes, ohne jedoch die rauhen Seiten der damaligen Wirklichkeit zu verschweigen.
In all diesen Schilderungen einer vielfach von Armut geprägten Welt treten aber auch der Erfindungsreichtum und das Organisationstalent zutage, mit deren Hilfe die japanische Gesellschaft der Jahrhundertwende es verstand, ihre natürlichen und menschlichen Ressourcen zu nutzen. Geschicklichkeit, Wissen und Zielstrebigkeit dies sind die damals wie heute dominierenden Eigenschaften, die Japan zu einer der führenden Industrienationen werden ließen. Hinzu kommt die Fähigkeit zu komplexer gesellschaftlicher Organisation auf der Grundlage einer Sensibilität, die Rücksicht nimmt auf die Bedürfnisse und Gefühle der anderen.
Die englische Ausgabe dieses Buches wurde gleich nach ihrem Erscheinen 1987 von den Vertretern der Auslandspresse in Japan zum »Besten Buch des Jahres« gewählt.
I Die Stadt und ihre Menschen
Die Fudô-Häuser / Der Dorfschmied / Der Fuhrmann / Eine Geisha erzählt / Das Manshô-Gut / Im Bordell / Der Yakuza / Die Geächteten / Der letzte Scharfrichter / Das Rikscha-Unternehmen / Der Pferdemetzger
II Das Leben auf dem Lande
Das Dorf Sakuramura / Geschichten aus dem Dorf Mushikakemura / In der Tempelschule / Landkost / Freud und Leid des Dorflebens / Der Köhler / Der Fuhrmann und sein Revolver / Eintagsbabys / Geburt und Tod
III Bootsleute und Fischer
Der Wanderfischer / Tragödie auf dem See / Die Fischersfrau / Kilometerlange Fischernetze / Badezuber am Strand / In dreißig Tagen nach Tokyo und zurück / Mit dem Segelboot in die Stadt / Frischer Fisch, alter Fisch / Das Kawaguchi-Viertel in seiner Blütezeit
IV Handwerksleute
Die Dachdecker / - Das Rieddach / - Das Ziegeldach / Der Tatami-Macher / Der Färber / Unter Holzfällern / Der Tischlermeister
V Geschäftsleute
Einkaufen per Riksha / Die Textilienhandlung »Daitoku« / Die Gemischtwarenhandlung / Eier per Sonderzustellung / Der Altwarenhändler / Der Senbei-Bäcker / Der Tôfu-Macher / Katsuo bushi-Herstellung / Die Tochter des Reishändlers
VI Frauen der Stadt
Die Frau des Stadtvogts / Frauen der Oberschicht / Nähen lernen / Die Hebamme / Frauenfrisuren
VII Geisha und Offiziere
Nachwuchs-Geisha / Zwei Geisha, ein Putsch und Kamikazeflieger / Die ersten Jahre des Marineluftgeschwaders / Lord Sempill
VIII Schule und Spiel
Junge und alte Fischer / Shorts / Gefährliche Spiele / Der Streik im Mädchengymnasium / Schule und Kriegslieder
Saga Jun'ichi,
geboren 1941, ist Absolvent der Medizin der Keiô-Universität Tokyo.
Seine Praxis befindet sich in Tsuchiura, Präfektur Ibaragi der Stadt,
die im Mittelpunkt dieses Buches steht. Dr. Saga begann vor etwa fünfundzwanzig
Jahren damit, die älteren unter seinen Patienten zu befragen und ihre Erinnerungen
auf Tonband aufzuzeichnen, als ihm bewußt wurde, welch reichen Schatz an
Erfahrungen sie in sich trugen. Während das vorliegende Buch das erste seiner
Werke ist, das auf Englisch erschien und nun hier auf Deutsch vorliegt
, hat Dr. Saga eine Reihe weiterer Bücher zur Regionalgeschichte und
ökologie Ibaragis veröffentlicht. Zudem liegen von ihm mehrere Romane
vor. Ebenfalls ins Englische und Französische übersetzt wurden die Erinnerungen
des Yakuza Eiji Ijichi, woraus im vorliegenden Buch lediglich eine kurze Episode
wiedergegeben ist. Eine vollständige deutsche Übersetzung erschien unter
dem Titel »Der Yakuza«. Dr. Saga erhielt den NHK-Preis (Nihon hôsô
kyoku Halbstaatliches Japanisches Fernsehen) für seine dokumentarische
Arbeit über die japanischen Einwanderer in Hawaii.
Gerhard Hackner, geboren 1940, studierte Germanistik und Japanologie an der Freien Universität Berlin und ist derzeit als Foreign Lecturer an der Universität Tsukuba tätig. Davor war er von 1985 bis 1990 Referent der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens (OAG) Tokyo. Von ihm herausgegeben liegt vor »Die anderen Japaner. Vom Protest zur Alternative.«
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