Mumiengrabund andere Theaterstücke
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Oh Tae-Suk, der 1940 in dem Dorf Arunguji im heutigen Südkorea geboren wurde, ist seit Jahrzehnten als einer der wichtigsten koreanischen Theaterautoren und -regisseure anerkannt.
Sein erstes Stück verfaßte er 1963 während seines Philosophiestudiums an der Yonsei-Universität in Seoul, seit 1984 leitet er die Gruppe »Mokhwa«, die meist im Arunguji-Theater im Seouler Stadtbezirk Daehangno auftritt, dem wichtigsten Zentrum der koreanischen Theaterszene.
Ohs gesellschaftliche Erfahrungen sind von Gewalt geprägt. Und wenn man auch die Geschichte Südkoreas in den letzten 60 Jahren als gesellschaftliche Erfolgsgeschichte erzählen kann, bringt Oh Tae-Suk sie doch als Geschichte individueller Niederlagen auf die Bühne. Davon berichten die in diesem Band versammelten Stücke, und auch davon, daß nationalistische oder konfuzianistische Wertsetzungen gegenüber dem grausamen Geschehen hilflos sind.
Dies gilt für das 1973 entstandene Stück »Mumiengrab«, in dem die Einwohner einer zuvor weitgehend isolierten Insel diese nach einer nicht genauer erklärten Umweltkatastrophe verlassen müssen ebenso wie für die auf Ereignisse der koreanischen Geschichte zurückgehenden Stücke »Nachgeburt« (1974) und »Nähe von Vater und Sohn« (1987). Aus der dynastischen Ordnung resultierende Konflikte kreuzen sich mit familiären und persönlichen Auseinandersetzungen der Protagonisten. In »Fahrrad« (1983) verbindet Oh Motive des Koreakrieges mit einer Geistererzählung, und in dem 1989 entstandenen »Vinylhaus« ist die Moral zu einem Herrschafts- und Verwaltungsmittel geworden, moralische Prinzipien führen nur noch ein trauriges Nachleben in Form von Propagandaparolen.
In der Welt Oh Tae-suks ist den alten Wertsetzungen allein die Funktion geblieben, Gewalt zu rechtfertigen. Dagegen stellt sich der Autor konsequent auf die Seite der Opfer.
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